Es gab den Männergesangverein“Liedertafel“ in Werder – Gegründet 1895

1895 Welche Wahlmöglichkeit haben wir!- Zu viele sind genau so schwierig wie zu wenige, doch sollte es schon außergewöhnlich sein was auf die Vereinsfahne gestickt werden sollte. -Wenn sich die Mitglieder nach einem Arbeitstag noch in geselliger Runde dem Gesang widmen.- Um dem Nachdruck zu verleihen wurden Strafgelder für das nicht teilnehmen an den Übungsabenden erhoben.- So ist nun die Entscheidung mit der motivierenden Inschrift ausgefallen, für ein handwerklich- bäuerliches Dorf zu damaliger Zeit mit wenig Einwohnern -Eine Gute ! – Der Chor war für die Gemeinschaft und das soziale Miteinander im Werder bestimmt von großer Bedeutung.

Die Vereinsfahne wurde wahrscheinlich erst
Rechnung von Hauenschild aus Schlewecke
zum dreißigsten Jubiläumsfeste angeschaft, da an diesem Datum 14. April 1927 ein Rechnungsbeleg vom Tischlermeister Hauenschild aus Schlewecke ein Beleg vorliegt. -Entweder hat der Schrank nicht lange gehalten, oder man benötigte noch für die vielen Geschenke zum Sängerfest 1926 z. B. an Schärpen und Liedern oder sonstigen Vereinsutensilien eine Unterbringung. Aber diesmal wurde ein Handwerker aus Nette bedacht.- Da die Vereinsunterlagen von 1895 bis 1912 nicht mehr vorhanden sind, daraus ein vorherige kauf der Fahne ersichtlich gewesen währe, habe ich, was dann nicht unbedingt korrekt sein muß, einfach das 30jährige Stiftungsfest und die Rechnungen über die Fahnenschränke angenommen.
Gerhard Stoffregen, Kurt Malsch, Herbert Traeder v.li. als Fahnenträger vor dem Abmarsch zum Sängerfest 1967 nach Schlewecke vor dem Vereinslokal F. Philipps
Rechnung für einen Fahnenschrank von Aug.Thormann
Tischlermst. aus Nette

Das Foto in dem zusammengestellten Bild links besagt nicht, daß die Vereinsfahne schon beim 10jährigen Jubiläum vorhanden war.

Die wertvolle Vereinsfahne des ehm. Männergesangverein „Liedertafel“ Werder ist jetzt in einer Vitrine untergebracht und hängt im Dorfgemeinschaftshaus.- Die Vitrine wurde freundlicherweise durch eine gute Beziehung zu unserem ehm. Ortsvorsteher K.-H. Sander vom Tischlermeister Wilhelm Brakebusch aus Wohlenhausen gesponsert.

Zweck dieser Vereinsgründung wird gewesen sein, die Mitglieder in gesanglicher Beziehung auszubilden und neben einer angenehmen Unterhaltung auch eine gewisse Sittlichkeit, Anstand und Bildung zu fördern, überhaupt den Sinn für das Edle und Schöne im Dorf zu beleben. Er führte in diesem kleinen Bauerndorf von um die 100 Einwohner ein Leben wie viele andere dörfliche Gesangvereine. Die Männer trafen sich nach dem Abendbrot in der einzigen Gastwirtschaft des Orts zu gemeinsamen Singabenden, Alte wie Junge. -Wie in Vereinen üblich, mußten die jüngeren Mitglieder sich erst einmal bewähren, wenn sie mit den Älteren mitreden wollten. Der Gesangverein hatte über seine Mitglieder eine handwerkliche-bäuerliche Prägung. Der Vorsitzende war der Schneidermeister H. Schlüter, aus den Schriften kann geschlossen werden, daß er gleichzeitig auch als Rechnungsführer fungierte. Wie ein Foto belegt, wurden alle Belege mit Zwirn und Faden zusammen gehalten. Dirigent war oft der Lehrer im Ort, wenn nicht möglich, auch aus weiter her, wie aus der Liederbestellung ersichtlich Lehrer Pagel z.B. aus Henneckenrode, Paul Fischer, Bockenem, Paul Fischer dirigierte in der Hauptsache die Feuerwehrkapelle der FFW Bockenem ,- W. Koch und Karl Linde aus Schlewecke Karl Linde dirigierte später auch bis zur Auflösung von 1962 bis 1967 den Gemischten Chor.

Die Belege wurden vom Vorsitzenden des Männergesangverein mit Zwirn und Faden zusammengehalten.

( er war von Beruf Schneidermeister)

Einwohnerliste mit Berufsbezeichnung aber ohne Ehepartner.
eine Bestellung vom Dirigenten Pagel aus Henneckenrode.

Der 1. und 2. Welt krieg brachte für dem Gesangverein und einer aus ihren Mitgliedern gebildeten Theatergruppe scharfe Einschnitte, die dann während und eine lange Zeit danach vollkommen ruhten.- Bei Kriegsende schien alles erloschen, viele Sangesbrüder waren tot oder vermisst. Eine lange traurige aufgezwungene Ruhephase der Vereine folgte.- Doch schon bald, nach dem 2. Weltkrieg, als in Werder viele Flüchtlinge ein neues Zuhause gefunden hatten und auch die Frauen mitsingen wollten,- dann auch durften,- bildete sich 1960 ein „Gemischter Chor“ in Werder unter der Leitung von Karl Linde aus Schlewecke als Dirigent.- Und zur großen Freude der Einwohner nahm auch die wohl viel vermisste Theatergruppe wieder einen Anlauf.- Die allerdings wurde vom Dorfschulmeister aber überwiegend von seiner Frau betreut. -Jetzt konnte sich der Sinn für das Edle und Schöne einer Dorfgemeinschaft zwischen Neu und Altbürgern bewähren. Sie leisteten für ihre Größe erstaunliches, gingen wieder nach außerhalb zu Sängerfesten, die auch schon vor den Kriegen besucht wurden, gaben Ständchen und man führte bei den Sommer und Wintervergnügen auf dem Saal der Gastwirtschaft die auch Vereinslokal war Theaterstücke auf. Es war ein verjüngter Chor, der begeistert mit dem Dirigenten mitging, sich seinen Anweisungen wohl willig fügte.


Eine bunte Übersicht von einigen Bildern, Listen, Dokumenten und Lieder des Männergesangverein und ab 1962 Gemischten Chor, aus denen oft das politische Erscheinungsbild in Deutschland ersichtlich ist.

eine noch vorhandene Mitgliederliste
Heimatlieder kannte man noch aus der Schulzeit im Kaiserreich
Taktstock mit Gravur, könnte ein Geschenk gewesen sein.
Für Licht u. Heizung gab es eine extra Rechnung, Werder hatte demnach 1912 schon Anschluß an das öffentliche Stromnetz.
Karl Meyer war der Vorbesitzer der Gaststätte von Fritz Philipps, und bis zur Aufgabe in den 80gern von Otto Fitzner.

Auch im Gesangverein Werder wurde…
…dem Kaiser,s Hobby im Gesang gedient…
…und bejubelt.- Könnte ein Bezug zum Hochwasser sein!
brachte die Liedauswahl den Mtgliedzuwachs von 25% in einem Jahr ?

Gern wüssten wir die Handlung !

Die erste Theatergruppe: v.l untere Reihe: Miele Schlüter- ?- obere Reihe: v.l. A. Sander- ?- O. Steinborn- K.Sander- G. Meier-
Zum Theaterspiel 30,-M -stellte ein Friseur aus Bockenem in Rechnung, und hübsche die Schauspieler für den Auftritt auf.
Die Theatergruppe machte eine

Maifahrt auf Gesangvereinskosten


Der 1. Weltkrieg ließ den Gesangverein vermutlich bis 1920 durch nicht vorhandene Mitgliedslisten und Vereinsdokumente ruhen, zu viele Stimmen waren erloschen.

1913 standen noch drei Gebrüder Falke in der Mitgliederliste.
Dann wurde für Kriegsgräberfürsorge gespendet.

Ab 1913 ruhte wahrscheinlich die offizielle Tätigkeit im Männergesangverein, erst ab 1920 gibt es wieder eine Mitgliederliste von 31 Personen aus Werder.

Quittung für den Kranz
Rechnung für eine Todesanzeige

Alte und neue Mitglieder setzten sich zusammen, und fanden wieder einen Anfang, ein Vergnügen im Winter auf dem mit Holz geheizten großen Ofen auf dem Saal von Fritz Philipps sollte es sein, mit Gesang und Theaterspiel vergnügte man sich nach wohl langer Entbehrung.

es muß schon was Großes gewesen sein.
Nun war der Krieg vorbei und schon kam auf die Bürger und Vereine die nächste große Belastung zu. – Die Inflation machte nicht nur die Preise innerhalb eines Abends in erhöhter Form sichtbar.
Rechnung über den Bühnenumbau, die Handwerker kamen aus den Nachbarorten.
Die Kapelle u. Theaterspieler hatten ihre Getränke frei
für Theaterüben getrunken für Musiker an Getränken und Kaffee für Saalstreupulver 3 …..beim Theaterspielen 24,65 Betrag erhalten Fritz Philipps
Beim Üben getrunken:- Bei der Menge wird das ein lustiger Übungsabend gewesen sein.
1 Liter Schnaps 3,-M,- 1 Faß Bier 12.-M, für Licht u. Heizung 12,-M
6 Theaterstücke von W. Grotjahn gespendet

Neben dem Singen wurde auch wieder Theater gespielt, Tanzveranstaltungen im Winter und Sommer fanden auf dem Saal statt.- Es war ein vergnügtes Dorfleben.- Nun wurde sich auf das 30järige Stiftungsfest vorbereitet, ein Zeltfest mit vielen Gästen sollte es sein, feiern wollte man mit den Nachbar- Gesangvereine und die aus dem weiteren Umland von Werder, wo man als Gast an einem Fest teilgenommen hatte wurden zu der Jubiläumsfeier eingeladen, und wie an den Zeitungsannoncen und Quittungen ersichtlich, fand es statt.

40 Einladungen mit Umschlag wurden gekauft.
Bekanntmachung in Rühdener und Bockenemer Zeitung mit Programm
Es muß fast vergleichbar gewesen sein mit dem Feuerwehrfest 1980 in Werder
1000 Ansteckschilder, 400 Tanzbänder und schmuck für’s Dorf 1 Glas Tusche (Wetterfest)
6 Fackeln
5 pfund Spengpulver: – Wofür?- Hat man vielleicht am Montag die Einwohner nach dem Vergnügen durch „Böllern“ damit geweckt?
In Bockenem konnte zu damaliger Zeit viel für die Festausrichtung beschafft werden.
In den vorhandenen Provinzial-Zeitungen im Stadtarchiv Bockenem gibt es leider keine Exemplare aus dem Jahr 1926 mehr, gern hätten wir heute etwas über den Verlauf erfahren.
Die Theatergruppe im Gesangverein durfte sich nicht nur einen Friseur erlauben, sie sollte auch gut gekleidet auftreten.

Worauf der Vorsitzende, von Beruf Schneidermeister wohl wert zulegen schien.

der Festplatz war in „Bock’s Wiese“, (wo heute der Reitplatz ist) hier stand das Hochwasser immer am höchsten, wenn die Nette bei einem Gewitter oberhalb (südl.) von Werder über die Ufer trat.
Für Zeltmiete und Aufbau
Die Kapelle von Paul Fischer kostete dem Verein für 12 Std. mit 8 Personen 450,- Mark
Eine bleibende Erinnerung von den Ehrendamen aus Werder.
Die Abrechnung vom Sängerfest 6.u.7. Juni 1926
Ein Jahr später zum Sängerwettbewerb nach Rühden.
Die Fahrt nach Rühden für 12,-M- könnte mit der Bahn gewesen sein.
Bewertung des Gesangverein „Liedertafel“ aus Werder
und einiger Nachbar- Gesangvereine
1929 eine Busfahrt vom Gesangverein ins Rübeland.
Die Männer des Gesangverein mit ihren Frauen vor der Baumannshöhle, unter der Nr.28 Paul Fischer (Dirigent) Nr.32 ist der Busfahrer aufgeführt.
wie in dem Bericht über die „Eisenbahn im Nettetahl durch den Ambergau“ schon erwähnt wurde, unterhielt die B.L.E. laut Fahrplan einen Kraftfahrzeug -Linienverkehr seit 1928 auch über Werder.
links: Oft tauchen interesante Notizzettel oder Quittungen mit orientalischer Zigaretten- Werbung auf.
Garbe war 1929 der Bahnhofsvorsteher in Bockenem, daraus ist zu schließen, daß die Fahrt mit dem Bahnbus gemacht wurde.

Zugelassene und gesungene Lieder in den 30gern!


Nach der längeren Zwangspause ging es mit dem Singen und Theaterspiel in Werder weiter.

Der Dirigent Walter Koch gestaltete die Singabende in Werder aufs Neue mit ganz anderen Liedtexten und spendete auch dem Chor gleich ein neues Lied. – Dem schlossen sich spätere Chorleiter und Sangesbrüder an.

Ständchen wurden zu Jubiläen und runden Geburtstagen eines Mitglied gebracht.-
Der Dirigent Karl Linde mit dem Gemischten Chor Werder 1960 beim 50zigsten Hochzeitjubiläum des Mitglied Ehepaar’s Meier /Werder.- Der Vereinsnachwuchs begleitete ihre Angehörigen mit Lampions.
Frauenstimmen: Die so lange im Chorgesang schwiegen!
Die Spieler: v.links.-Christa Sattler, Kurt Malsch, Annemarie Grotjahn, Horst Traeder, Margret Meier
An den Spielabenden wurde den Theaterspielern das Essen und die Getränke vom Gesangverein spendiert.

Denn durch Ankündigung in der Zeitung füllten sie bestimmt mit ihren Darstellungen den Saal und somit die Vereinskasse.

Lene (Helene)Jörns, Albert Meier auf der bemalten Bühne. 1955

Der Gemischte Chor besuchte wieder Feste in der Nachbarschaft.
Gemischter Chor Werder beim Umzug in Schlewecke
Ehrendamen aus Schlewecke
Im Vordergrund die Frauen aus Werder bei der Ansprache.

Die Frauen und Männer sie spielten und sangen so schön, dann fehlten die Stimmen, nach 71 Jahren mußten sie mit ihrem Verein gehen.


Nach der Auflösung 1966 des Gemischten Chor Werder gingen einige Mitglieder zum Singen in den befreundeten Gesangverein nach Schlewecke.
Der Männergesangverein Schlewecke bringt 1970 in Schlewecke zum 80.ten Geburtstag ein Ständchen.
Mit den übergetretenen Mitgliedern aus Werder.-4ter v.links Otto Mittwoch mit Schlegermütze.-Der Dirigent W. Wollesen
Otto Fitzner in der letzten Männerreihe links beim Umzug 1967 in Schlewecke.

Vor dem Fest noch ein Gruppenfoto des Männergesangverein Schlewecke mit den integrierten Sängern aus dem Gemischten Chor Werder.

Die Sangesbrüder: Hermann Linde-Otto Mittwoch- und Otto Fitzner unter dem Dirigent W. Wollesen.

Hiermit war wohl die Auflösung des Gesangverein Werder nach 71 Jahren mit viel zwischenzeitlichen Zwangspausen vollzogen.

        " sis´t Feierabend "

Nachweis:

Die Unterlagen an Dokumenten für diesen Bericht stammen aus dem Nachlass des Gesangverein. Die Fotos sind mir dankenswerter Weise aus privaten Haushalten zur Verfügung gestellt.

Bernd Meier